Sold out! Mit Fury in the Slaughterhouse im Auto.

Zack! Da kommt ein kack Virus um die Ecke und schon fallen nicht nur 155.000 Veranstaltungen Covid-19 zum Opfer. Nein, der Branche fehlen nach Aussagen von Deag Chef Peter Schwenkow in diesem Jahr gut vier Milliarden Euro von einem Gesamtumsatz in Höhe von fünfeinhalb nur in Deutschland. Der gesamte Kulturbereich ist durch das Veranstaltungsverbot bis zum 31. August 2020 quasi mit einem Berufsverbot belegt. Wie soll man auch Massenveranstaltungen wie Konzerte entsprechend sicher und nach Hygienevorschriften durchführen? Können da Autokonzerte eine Alternative sein?  

Hannover Autokultur Konzert

Die Renaissance der guten, alten Autokinos kam ja während der Corona Krise ziemlich überraschend. Und genau der Grundgedanke dieser Lichtspielplätze brachte dann auch schnell entsprechende Comedyveranstaltungen mit Bülent Ceylan oder Oliver Pocher auf die Bühnen der neuen „Autokultur“. Rapper wie Sido oder Haftbefehl, Rock mit Fury in the Slaughterhouse oder Versengend folgen und folgten in den nächsten Wochen. Immer mehr Künstler entdecken gerade diese neue Art der Tour für sich. Und Hannover scheint hier besonders stark im Angebot zu sein. Die gesamte Liste bekommst Du auf der Seite von www.autokultur.info. Aber auch in Köln und Düsseldorf und inzwischen immer mehr Städten gibt es die neuen Angebote, mit dem Auto sicher und geschützt doch noch kulturelle Veranstaltungen zu erleben, statt nur in den eigenen vier Wänden Zeit zu verbringen. Mit Tim Bendzko, Joey Kelly, Max Gieriger, Robin Schulz und Revolverheld geben sich noch einige interessante Musiker mehr die Klinke in die Hand. Verhandlungen mit weiteren Künstlern sollen folgen. 

Meine Wahl fiel auf Fury. Zuletzt hatte ich die Hannoveraner Band mit dem geschlachteten Pony im Titel in Wacken 2019 unter dem Pseudonym „Die beschissenen Sechs“ gesehen. Live machen sie echt Spaß. 

Fury Ticket

Um die 90 Euro kostete ein Stellplatz beim Konzert am 15. Mai auf dem Gelände des Hannoveraner Schützenplatzes nahe der Messe. Zugelassen waren zwei Erwachsene für das Konzert je Fahrzeug. Strenge Corona abwehrende Maßnahmen und Verhaltensregeln  wurden vorab per Mail zugeschickt. Neben den bekannten Hygieneregeln, Anweisungen für das Öffnen von Fenstern, Cabrioverdecken, WC-Besuchen und Verhalten auf dem Gelände wurde noch darauf hingewiesen, dass es kein Catering gibt, eigene Speisen und Getränke aber selbstverständlich mitgebracht werden dürfen.

Verhaltensregeln Autokultur

Die Anfahrt auf den mitten in der City gelegenen Schützenplatz dauerte aufgrund der Vielzahl der Autos eine gute halbe Stunde, bis ich sehr zentral in der Mitte, allerdings im hinteren Drittel des Geländes geparkt hatte. Die Bühne war recht klein zu sehen, aber ausreichend Videoleinwände übertrugen das Geschehen glasklar in HD. 

Autokonzert Fury in the Slaughterhouse

Um 20:30 Uhr kamen die Hannoveraner auf die Bühne und starteten ihr gut zweistündiges Programm. Nun ist es gerade bei Festivals ja nicht ungewöhnlich, dass man weiter weg von der Bühne steht und der Klang dann entsprechend schlechter oder eben leiser ist, als vorn. Im Falle der Autokonzerte funktioniert die Soundübertragung allerdings über UKW. Das Radio musste auf die Frequenz 93,5 MHz eingestellt werden und schon kamen die Informationen zum Konzert, Werbung, Musik und ab 20:30 Uhr eben auch das Konzert von Fury in the Slaughterhouse mit glasklarem Sound über die KFZ-eigene Stereoanlage. Und zwar nur darüber. Denn eine große und lautstarke PA mit beeindruckenden Lautsprechertürmen an den Seiten der Bühne gab es schlicht nicht. Wofür auch? Die Menschen saßen ausschließlich in ihren Fahrzeugen. Abgeschirmt mit maximal 20 % geöffneten Fenstern. Da ist es völlig egal, ob es einen fetten Bühnensound gibt oder nicht.

Fury in the Slaughterhouse

Und genau da lag für mich schonmal das erste Problem. Ein glasklarer Sound ist toll und wünscht man sich doch eigentlich bei jedem Konzert. Manchmal klappt es, meist erst nach drei bis vier Liedern und an manchen Tagen überhaupt nicht. Bei den Autokonzerten bekommst Du aber einen perfekten Sound geliefert. Je nach Ausstattung über hochwertige Anlagen mit Bose Lautsprechern oder was das Herz des Autobesitzers eben höher schlagen lässt. Aber trotzdem fehlt da doch was… Nur was genau? Ganz klar! Es fehlt jegliche bekannte Reaktion des Publikums. Kein Klatschen, kein Mitsingen, kein Kreischen. Einfach mal nichts, wie man es kennt. Während eines Stückes kam Sänger Kai zwar zu den Autofahrern runter, aber irgendwie ist es dann doch ein wenig wie im Zoo hinter der Scheibe.

Kai zwischen Autos

Aber wie erfolgt dann die Interaktion der Konzertbesucher mit der Band?

Das läuft über Warnblinker, Lichthupe und manchmal eben doch mit der normale Hupe. Auch wenn man die laut Anweisungen wegen möglicher Lärmbelästigung der Nachbarn und der Patienten des nahe liegenden Krankenhaus nicht nutzen sollte. Aber eben nur mit diesen drei Möglichkeiten zeigt man der Band, das man da ist und statt klatschen eben den Blinker setzt. Irgendwie skurril. 

 

Kommen wir zum nächsten Punkt. Inzwischen darf es für mich ja schon ein wenig bequemer sein. Daher entschied ich mich für unsere Familienkutsche, die geräumiger war und bequemere Sitze hatte, als mein Roadster, den ich mir von zwanzig Jahren mit Sportsitzen angeschafft hatte. Und eben wegen des Sitzens hatte ich schon das nächste, kleine Problem mit dem Autokonzert. Du sitzt auf einem weichen. bequemen Sessel in halber Liegeposition. Du hast glasklaren Sound, eine ausgezeichnete Videoübertragung, einen Getränkehalter und Chicken Wings vom Burger King um die Ecke mitgebracht, die nun auf der Mittelkonsole stehen. 

Eigentlich alles perfekt, oder? 

Ne, in meinen Augen leider nicht so richtig.

Das, was die hier präsentiert wird ist aufgrund der nicht vorhandenen Stimmung für mich und ganz subjektiv schlicht ein etwas besserer Videoabend mit gutem Sound auf dem heimischen Sofa. Warum? Ich versuche Dir das mal anhand dieses Vergleiches zu zeigen: 

Ausschnitt aus „I won´t forget these days“ vom Autokonzert

 

Ausschnitt aus einem normalen Konzert mit gleichem Stück

 

Jetzt verstehst Du sicher, warum mir die wirkliche Begeisterung fehlt.

Nicht falsch verstehen!

Ich finde das Format „Autokonzert“ klasse! Du kommst wieder raus, hörst und siehst Livemusik. Aber das war es auch schon. Weil das genau nicht das Live-Feeling ist, weshalb ich und Millionen andere Menschen zu Konzerten gehen. Die Musik, die Produktion, die Stimmung erleben und aufsaugen und das gemeinsam mit hunderten oder tausenden anderen Menschen feiern. Singen, Klatschen, Tanzen oder einfach nur träumen. All die Dinge, die ein Konzert für Dich jedesmal wieder so besonders machen. Also genau die Dinge und die Stimmung, die leider bei einem Autokonzert so gut wie nicht vorhanden sind.

Wie auch?

Es müssen zwingend die Hygiene Regeln und Vorschriften im Rahmen der Corona Pandemie eingehalten werden. Da kannst du nicht mal eben einen wildfremden Menschen in den Arm nehmen. Mal kurz einen Schluck Bier vom Bekannten trinken oder an der Kräutertüte vom Stehplatznachbarn ziehen, ist dann auch keine so gute Idee.  Und genau wegen dieser Umstände geht leider ein großer Teil der eigentlichen Konzertstimmung flöten.

Fury Autokonzert Hannover

 

Aber das sollte dich keinesfalls davon abhalten, ein oder mehrere Autokonzerte zu besuchen. Weil es doch irgendwie neu, ungewohnt und doch toll ist und du endlich wieder vor die Tür kommst, um Livemusik zu hören und sehen. Und eines der ganzen Konzerte kann ich Dir ganz besonders empfehlen: Fury werden am 11. Juli einen dritten Auftitt in Hannover spielen. Also solltest Du bei Interesse den Vorverkauf im Auge behalten.

Zum Abschluss noch zwei Dinge zum Thema „Service“:

Vor uns war offensichtlich das Autoradio defekt. Damit auch kein Sound von der Bühne. Die Ordner konnten aber innerhalb von wenigen Minuten mit einem guten, alten Kofferradio aushelfen. Und solltest Du nach dem stundenlangen Radiohören eine leere Batterie haben: Auch hierfür haben die Ordner eine Lösung. Es gibt mehrere Mitarbeiter dort mit Startersets, die das Auto schnell wieder ans Laufen bekommen.

Daher gibt´s keine Ausreden mehr: Ab dafür und Tickets holen! Eventim hilft da sicherlich schnell und unklompliziert weiter, falls du gerade keine örtliche Vorverkaufsstelle in der Nähe hast.

Bleib gesund, hab Spaß und genieße die Zeit!

Danke für´s lesen. 

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