Lasset die Spiele beginnen!
Da man auf der Elbe nie weiß, wie das Wetter ist, habe ich mein schwimmendes Bett schonmal nach Itzehoe gebracht. Wunderbares Wetter mit 30 Grad, kaum Wind und mit ein paar Frachtern und Sportbooten auf dem Strom war auch nicht sonderlich viel Verkehr.
Die Vorbereitung hatte ich in meinem Blogbeitrag über das Wochenende auf dem Land ja schon beschrieben. Jetzt war er also gekommen. Der Tag der Abreise.
Das Boot war gepackt. Der Motor überholt und die alte Lenkung gegen eine hydraulische ausgetauscht. Ab durch die Schleuse in Hamburg auf die Elbe Richtung Norden. Gute vier Stunden sollte die Reise ins beschauliche Itzehoe dauern. Auf der Elbe war ab Stadtgrenze Hamburg keine Geschwindigkeitsbegrenzung mehr. 65 km Richtung Norden bei ablaufendem Wasser.
Der 20 km lange Teil auf der Stör musste allerdings mit einer entspannten Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h zurückgelegt werden. Egal. Am Zielhafen noch durch die Schleuse und fest war der ClansMan. Trocken, bequem und mit sauberen sanitären Anlagen wie Duschen und Toiletten auf dem Gelände des Hafens lag mein schwimmendes Bett gut und sicher am eigenen Steg.
Zum Glück fuhr der Bus tagsüber nach Wacken direkt gegenüber der Hafenanlage. 200 Meter weiter, zehn Euro für drei Tage unlimited Busfahren zwischen dem Gelände und der Stadt Itzehoe und alles war gut.
Angekommen auf dem Busparkplatz neben dem ersten Campingplatz des nahezu 220 Hektar großen Festival-Geländes ging es… in den Matsch! Scheiß drauf. Neue, ackersichere Schuhe extra wegen des Festivals gekauft. Regenstiefel und Lederboots waren dabei. Heute kamen also die Rindertreter zum Einsatz. Sollte in meinen Augen reichen, war auch so. Donnerstag war der Matsch noch nicht so hoch, als dass er in die Stiefel laufen könnte.
Der erste Weg führte mich zu meine extra für 20 Euro angemieteten Schließfach. Schlüssel gegen ein Pfand von zehn Euro getauscht, Klotten verstaut und ab zum Bändchen holen. Dumm nur, dass die Ausgaben genau auf der anderen Seite des riesen Geländes war. Andererseits… So kam ich wenigstens dazu, mal in Ruhe über den Campingplatz zu laufen und mich darüber zu freuen, nicht im Zelt schlafen zu müssen. Ich vermute, zum Pennen wäre ich eh nicht gekommen. Egal. Nicht meine Baustelle. I´m to old for this air mattress shit!
Ab zur Kasse (ziemlich leer) und das Band geholt. Gleichzeitig – unter dem Hinweis, Taschen und Rucksäcke dürfen aus Sicherheitsgründen in diesem Jahr nicht auf das Gelände – noch ein W:O:A: Full Metal Bag für Lau abgegriffen. Gibts für jeden Festivalteilnehmer kostenlos.
Gehörschutz, Müllbeutel, Taschentücher, Hustenbonbons, Condom, Regenpocho, Müsli, Aufnäher, Aufkleber, Kühlschrankmagnet, Tour-Pass, Pflaster, Wasserbeutel und einige Poster von Werbepartnern später schnappte ich mir den Kram und brachte ihn in mein Schließfach. Klar! Das war inzwischen zu klein, also für 9 Euro noch ein Upgrade gebucht und alles rein in den kleinen Tresor mit integrierter Steckdose.
Ab durch die Sicherheitskontrolle – Kameras waren kein Problem – und erstmal auf dem Platz orientiert.
Neu, wie das Gelände für mich war bin ich zu den beiden Hauptbühnen und habe mir „Foreigner“ auf der Black Stage reingezogen. Ja! Die gibt es tatsächlich noch und sie sind wirklich gut. „Urgent“ und „Juke Box Hero“, zwei der Hymnen meiner Jugend bereiteten mich also auf die von den beiden Wacken-Gründern Hübner und Jensen getaufte „Night to remember“ vor.
Nach Foreigner bin ich ins Infield, da ich den „schönen David“ von Whitesnake nach meinem letzten Konzert 1995 in München nochmal sehen wollte. Erstaunlich einfach kam ich bis kurz vor die Bühne (vielleicht in der achten oder neunten Reihe). Besonders eng war es trotz der Fülle der Besucher nicht, was sich zwei Stunden später bei Iron Maiden allerdings deutlich ändern sollte.
Ich mag Whitesnake und die rauchige Stimme von Coverdale schon seit den 80ern sehr gern. In seinen Deep Purple-Jahren (73-79) kenne ich ihn nicht. Da war sogar ich noch zu jung und hatte eher weniger Hardrock im Kopf….
Abgesehen von den Schmusebaladen wie „Is this love“ kann er richtig Heavy sein. Umso erfreuter war ich, dass der Sound der Band und seine Stimme immer noch so authentisch und gut klingen. Und im Alter von nunmehr 64 Jahren ist er auf der Bühne noch immer überaus präsent.
Und wie es so ist: Gerade war das Konzert in vollem Gange, trudelte auch schon die WhatsApp meines Kumpels Holger ein. Er wollte die drei Tage mit mir aufs Gelände und da er in Itzehoe wohnt, hätte er auch gleich jeden Tag nach den Konzerten mit dem Bus fast bis vor die Haustüre fahren können. Aber eben nur fast. Holger hatte nämlich seine Kollegin gebeten, ihm über irgendwelche Kontakte ein Ticket für das gesamte Festival zu besorgen. Ein paar Tage vorher rief er mich an und verkündete mir: „Ich hab das Ticket. Ist zwar eine Karte für den VIP-Bereich, aber ich geh mit Dir aufs Festival.“ Feiner Kerl, der Holger. Ich mag den Friesen einfach gern.
Jedenfalls kam er zum VIP-Eingang und auf die Frage bei der Festivalbändchenausgabe, warum denn auf dem Band „VIP-Do“ stehen würde bekam er zur Antwort: „Na weil Du eben nur Donnerstags mit dem Band aufs Festival kommst!“. Langes Gesicht, blöd gelaufen und mal eben einen neuen Namen mit „VIP-Do“ kassiert. Kann ja mal passieren. Danke für die Lacher, VIP-Do! Er schickte mir jedenfalls die Koordinaten in der Nachricht und zehn Minuten später hatten wir uns gefunden. Natürlich vor dem Bierstand. Klar!
Mein 30stes Iron Maiden Konzert!
Pünktlich um 21:30 Uhr begann das letzte der 72 Maiden-Konzerte der Book of Souls-Tour. Parallel dazu übertrug ARTE Concert. 550.000 Zuschauer verfolgten den Gig weltweit live. Die Setlist und den Verlauf der Show findest Du unter anderem in meinen Blogbeiträgen von den Konzerten beim Dortmunder Rock im Revier und in der Berliner Waldbühne. Einziger Unterschied zu den vorab von mir besuchten beiden Konzerten war, dass man Sänger Dickinson langsam aber sicher die Tour anmerkte.
Seit Ende Februar diesen Jahres spielten Maiden bis jetzt 71 Konzerte. Das kann schonmal auf die Stimmbänder gehen. Klar war er immer noch sehr gut, aber irgendwie klang das Ganze doch zumindest anfänglich ein wenig „gequetscht“. Die zwischendurch versagende Microphone-Technik sorgte auch nicht gerade für Verbesserung. However: Trotz der kleinen Widrigkeiten und einer deutlichen Steigerung zur Mitte des Konzertes gebe ich meinem Jubiläums-Gig mal eine glatte (und rein subjektive) Note 2.
Wie es sich für Wacken und einen guten, norddeutschen Sommer gehört. hatten wir während des Konzertes eine „leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit“. Mit anderen Worten: Es schüttete, wie aus Eimern. Was fällt dem aufmerksamen Leser ein? Klar, im Full Metal Bag war doch der Regenponcho. Die Party ging weiter.
Wie jedes Iron Maiden-Konzert mit UFOs „Doctor Doctor“ beginnt, so endet es immer mit „Always look on the bright side of life“. Vom Band natürlich. Gegen 23 Uhr war mein Jubiläum vorbei und die Book of Souls-Tour 2016 damit Geschichte. Kurz vor dem Abgang kündigte Dickinson noch einen zweiten Teil der BOS-Tour für 2017, unter anderem in Deutschland und UK an. Diesmal allerdings unterm Dach, wie er mit Blick auf den Regen meinte. Verwunderlich wäre zumindest der britische Part nicht, da hier während der Worldtour (Part 1) nur das Donnington-Festival auf der Insel gespielt wurde. Die Briten werden es sich vermutlich nicht nehmen lassen, das Brexit-Land noch ausführlich zu rocken.
Hungrig ging es anschließend ins Wackinger Dorf. Hier hielt ich mich in den drei Tagen eigentlich die meiste Zeit auf. Ein mittelalterliches Dorf mit einer kleineren Bühnen und jeder Menge Ständen, das auf der anderen Seite direkt an das „Wasteland“ grenzt. Eine Art MAD MAX-Welt. Dazu aber später mehr.
Neben den Klassikern wie „Wacken Nacken“ gab es hier so wunderbare, reine Fleischgerichte wie den Barbarenspieß, Zyklopenspiesse, Stockbrote und andere Leckereien. Die Preise lagen durchweg bei ca. vier bis sechs Euro. Je nach Gericht und Stand. Auch die Bierpreise hielten sich für ein Festival im Rahmen. Auf dem Gelände selbst gab es Bier zu Preisen zwischen zwei und vier Euro. Im großen und ganzen kann man sagen, dass je Getränk oder Speise im Schnitt fünf Euro fällig waren. Kein Schnapper, ich habe aber schon deutlich höhere Preise auf anderen Veranstaltungen gesehen.
Auf der Wackinger Stage waren hauptsächlich mittelalterliche, rockige Spielmannskapellen zu sehen. Muss man nicht immer hören, aber hier passte es wie die Faust aufs Auge! Trinklieder vergangener Zeiten, tanzendes Publikum und eine ausgelassene Festivalstimmung machten diesen Ort für mich persönlich zu meinen Lieblings-Spot in Wacken.
Nach einem kurzen, zirka zwei Bier dauernden Aufenthalt im Biergarten war dann auch Schluss mit dem ersten Tag. Ab in den Shuttle-Bus nach Itzehoe, weitere fünf Minuten mit dem Taxi zum ClansMan und Augen zu!
Tba… Der zweite und dritte Tag folgen demnächst.