Svens Plattentipp: Greta Van Fleet: Starcatcher – Led Zepplin längst verlassen – fast

Greta Van Fleet sind mit ihrem dritten Studioalbum Starcatcher zurück – und dieses Mal hat sich die vierköpfige Band vorgenommen, einen ganz eigenen Ort zu schaffen. Der Titel des Albums, der raumgreifende Sound und die Texte über Schicksal und Legenden vermitteln dies gut genug, aber Schlagzeuger Danny Wagner beschreibt in einigen Interviews Starcatcher, das von Dave Cobb produziert wurde so:  „Wir hatten die Idee, dass wir diese Geschichten erzählen wollten, um ein Universum aufzubauen“, so Wagner. „Wir wollten Charaktere und Motive und diese Ideen einführen, die im Laufe unserer Karriere hier und da in dieser Welt auftauchen würden.“ Man hört dem Album diese Ambitionen durchaus an.

Die 10 Tracks der Scheibe folgen den Spuren ihrer Vorgänger auf „The Battle at Garden’s Gate“ von 2021 und dem ersten Album der US-Amerikaner „Anthem of the Peaceful Army“ von 2018. Greta Van Fleet polarisieren auch ein halbes Jahrzehnt, nachdem sie beschuldigt wurden, auf ihrem Debüt den Sound und Stil von Led Zeppelin zu kopieren. Und wenn auch ein gewisser roter Faden zwischen den Alben zu hören ist (!), so kann man der Band eine Entwicklung nicht absprechen.

Klar, wenn man Greta Van Fleet zuhört, hat man das Gefühl, in eine Zeitmaschine zu springen und mitten in einem Rockkonzert der 1970er Jahre zu landen. Aber was ist daran so schlimm?

Es ist einfach, eine moderne Rockband mit ihren offensichtlichen Einflüssen zu vergleichen. Im Fall von Greta Van Fleet werden seit Jahren die beschriebenen Vergleiche Jimmy Page & Co. gezogen. Nicht weil sie eine billige Kopie sind, vielmehr weil die Texte grandios, ihr Sound groß und die Kleidung Retro ist. Der Hammer-Gesang von Joshua Kiska spricht ebenfalls für sich. Zwar haben Greta Van Fleet neben aktuellen Bands wie The Black Keys und Rival Sons auch Bands wie Cream und Bad Company als Einflüsse genannt, doch der erhabene Gesang im Eröffnungstrack von Starcatcher, „Fate of the Faithful“, lässt die Parallelen zu Led Zeppelin-Frontmann Robert Plant wieder aufleben.

(Copyright Rockcast.de)

„Wir kämpften für die Gläubigen“, singt Kiszka, wobei seine Stimme in der Mitte der Zeile zu einem kraftvollen Schrei ansteigt, bevor er abfällt, um die Strophe fortzusetzen: „But instead we burned.“

Mit „Fate of the Faithful“ beginnt das Album im Eiltempo, aber die Band gönnt sich eine kleine Verschnaufpause für den kontemplativen zweiten Track „Waited All Your Life“, bevor sie bei „The Falling Sky“, einem Stück, das seinen treibenden Schwung nach zwei Minuten mit Mundharmonika-Akzenten unterstreicht, wieder voll durchstartet.

„Sacred the Thread“ und „Farewell for Now“, zwei von vier Tracks, die bereits vor der offiziellen Veröffentlichung von Starcatcher vorgestellt wurden, sind langsamer, haben aber eine Struktur und einen Gesang, der an Stücke von Rival Sons erinnert. Dazwischen befindet sich der kürzeste Track von Starcatcher, das treffend betitelte „Runway Blues“, bei dem Greta Van Fleet anscheinend einen Riesenspaß daran haben, durch die 77 Sekunden des Songs zu rasen.

Während die erste Hälfte des Albums die stärkste zu sein scheint, fühlt sich der vorletzte Track „Meeting the Master“ wie der Ort an, an dem Greta Van Fleet das neue Universum gefunden haben, nach dem sie gesucht haben. Josh Kiszkas Gesang ist sanft, wenn „Meeting the Master“ beginnt, aber er bricht in einem Vibrato aus, wenn Wagner und die verbliebenen Kiszka-Brüder (Gitarre und Bass) sich zu einem kollektiven Crescendo steigern. Es ist die Hymne des Albums, die wahrscheinlich zum Publikumsliebling wird, wenn die Band im Sommer 2023 ihre Starcatcher-Welttournee in Nashville, Tennessee, startet.

Danke fürs Lesen.

Punkt! 

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