Umsatzstarker Glücklichmacher – Merchandise

Du denkst bei Merchandising vermutlich an T-Shirts, Hoodies und ähnliche Textilien. Klar gibt es auch noch Sticker, Patches, Tassen, Taschen und was sich sonst so anbietet. Mit zu den bekanntesten Artikeln zählen auch Pins. Das Hard Rock Cafe hat dieses Thema für sich schon bei Gründung gefunden und der Sammlermarkt ist in den 80ern und 90ern fast explodiert. Kein Label, welches nicht mit den kleinen, hochwertig produzierten Anstecknadeln aus Metall seine Kunden beglückte.

Aber was sind eigentlich die besonderen Dinge in der Welt der „Werbe- und Fanartikel“. Nichts anderes sind diese Produkte erstmal aus der Sicht des Anbieters. Und das ist inzwischen ein milliardenschwerer Markt. Egal ob im Fußball, Games oder eben im Musikbusiness.

Gerade auf Tourneen sind die Geldbörsen häufig weiter geöffnet, als am heimischen PC auf der Suche im Online-Shop. Auch wenn „damals“ noch richtig Geld mit Plattenverkäufen und Tourneen verdient wurde, begannen die Bands, Ihr Logo auf Shirts zu drucken und am POS anzubieten. Eine Gewinnmaximierung ist nichts negatives und freut beide Seiten. Den Musiker (oder eben Lizenzgeber) und den Fan.

Die Win/Win-Situation lag auf der Hand. Die Band konnte zusätzlich zu den Gagen noch weitere Umsätze generieren, der Fan bekam dafür etwas, mit dem er sich identifizieren konnte und auch heute noch kann. Er zeigt, für welchen Musiker, welche Band oder welches Genre sein Herz schlägt. Und nicht selten werden die textilen Werbeträger auch als Statement genutzt. Siehe eines der berühmtestes Shirts, welches von Keith Richards auf Grund eines Streits mit Mick Jagger erst von ihm selbst gedruckt wurde und anschließend regulär auf den Markt kam. „Who the Fuck is Mick Jagger?“ prangte in großen Lettern auf dem Shirt. Der Verkauf der Re-Prints war gigantisch.

Immer mehr Musiker und deren Management gingen dazu über, extra für Tourneen (und die Zeit dazwischen) solche Produkte zu bedrucken. Irgendwann entwickelte sich der Markt soweit, dass die ersten Bandlogos als Lizenz für die Bedruckung verkauft wurden und die Musiker sich nicht mehr selbst um die Produktion kümmern musste. Sofern sie nicht wollten. Klar. Shirts wurden noch weiterhin produziert. Aber warum sollte man sich zum Beispiel auf das Feld der Produktion von Kaffee, Wein und Särgen begeben. Das Risiko musste und wollte der Künstler nicht eingehen. Zuviel Fragen stellten sich: Welche Kaffeesorte kommt zum Beispiel beim Käufer gut an? Was muss in welchen Mengen vorproduziert werden und wie sind die Lagerkosten? Alles große Unbekannte, auf die sich der Musiker mangels Marktkenntnis nicht einlassen wollte und finanziell auch häufig nicht konnte. Was lag also näher, als den Spezialisten aus den jeweiligen Branchen sowohl die Markteinschätzung als auch das Risiko der Produktion und des Einkaufs zu überlassen.

Inzwischen ist der Markt milliardenschwer. Gerüchten nach sollen allein im deutschsprachigen Raum mehr als drei Milliarden Euro im gesamten Umfeld des Tourings umgesetzt werden. Über die gesamte Branche. Auch die Plattenlabel haben das Feld schon lange für sich entdeckt. Ob es nun Bravado (ein Unternehmen der Universal Music), Metaltix (zu ICS / Wacken gehörend) oder EMP in Deutschland sind. Alle lassen Merch produzieren und profitieren sehr von dem Markt, der nach Brancheninformationen stetig und zweistellig wächst.

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Eines der wohl bekanntesten Merchandising Produkte wurde vom Merch-King himself auf den Markt gebracht. Gene $immons, Gründer und Bassist der Glamrocker KISS.

Irgendwann kam er auf die Idee, dass KISS auch über das Leben hinaus für den Fan eine Rolle spielen könnte. Warum also nicht in einem Sarg mit den Bildern der vier Bandmitglieder bemalen und für einen ordentlichen Betrag auf den Markt bringen. In den USA verkauft sich so ziemlich alles der vier Musiker, die das System Merchandise perfektioniert haben. Weihnachtskugeln, Action-Figuren, Radios, Condome, Kostüme… Stell Dir etwas vor, Simmons hat es auf den Markt gebracht.

KISS-Kostüme – Spezialfirmen haben sich auf die Outfits spezialisiert

Erst schaute die Rockwelt irritiert auf diesen neuen Weg der Vermarktung. Särge? Von „geschmacklos“ bis hin zu „cool!“ war bei den Fans alles zu finden. Der Blick wandelte sich aber ziemlich schnell von „irritiert“ auf „ungläubig“ bis hin zu „anerkennend“. Simmons hatte es mit dem Sarg wieder einmal geschafft, ein Produkt in kurzer Zeit auszuverkaufen und saftige Margen einzufahren. Einer der berühmtesten, wenn auch unfreiwilligen Nutzer des KISS-Sarges ist Dimebag Darrel. Der ehemalige Panterra-Gitarrist, der im Jahr 2004 ermordet wurde, landete am Ende in der bunten Kiste von KISS. Er selbst war großer Fan der Band, trug ein Tattoo der Hardrocker und seine Familie bekam von Simmons die bemalte Holzkiste geschenkt. Die letzte Reise im Design seiner Lieblingsband.

Simmons, nicht ohne Grund auf gute 300 Millionen US$ Vermögen geschätzt, schafft es immer wieder, mit unglaublichen Ideen an das Geld seiner Fans zu kommen. Und genau das ist doch am Ende der Deal: Der Kunde muss glücklich sein, mit dem was er kauft. Der Lizenzgeber ist glücklich mit dem Gewinn. Sein neuster Coup ist aktuell die Vermarktung von Gitarrensaiten. Für eine Luftgitarre! Der Fan bekommt für ca. 4 Euro eine mit KISS-Logos bedruckte Verpackung, in der nichts außer Luft ist. Klar. Für eine Airguitar benötigst Du eben nicht mehr. Und natürlich verkauft sich auch dieser Artikel wie geschnitten Brot. Für den Fan ist es ein Gag und ein weiteres Objekt in seiner heißgeliebten Sammlung. Für Simmons ist es einfach nur Cash!

Fachmesse mit Merchandise-Artikeln

Vor einigen Jahren kamen dann die ersten Firmen auf die Idee, alkoholische Getränke anzubieten. Zuerst war es ein Bier in der Dose mit AC/DC-Aufdruck. Das funktionierte erstaunlich gut. Nachgeschoben wurden dann Getränke wie Whiskey, Gin oder eben Wein. Den aber wohl bisher größten Erfolg mit dieser Art des Merchandising erzielte meines Wissens nach Iron Maiden. Diese gingen 2013 eine Kooperation mit der britischen Robisons Brauerei ein. Bruce Dickinson, Shouter der in den 70ern gegründeten Band kreierte das britische Getränk gemeinsam mit den Braumeistern der 1849 gegründeten Brauerei. Der Gerstensaft wurde „Trooper“ getauft und ab ging es mit der Umsatzkurve. Bisher immer nur in eine Richtung. Nach oben! Weitere, nach Titeln der Band getaufte Editionen wie „Red´n`Black“ oder auch „Hellowed“ versorgten den geneigten Fan und Sammler mit dem handgebrauten Saft. und natürlich: Selbst für das Bier gibt es Merchandising. Shirts mit dem Bieraufdruck finden sich inzwischen auch bei Konzerten und in Onlineshops. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Anbietern und einige Händler haben sich ausschließlich auf diese Art der Rock-Alkoholika spezialisiert. Einer davon ist der Onlinehändler Rock-Drinks, der eine ordentliche Auswahl an Künstlerdrinks verkauft.

Motörhead Wein – Handsigniert

Auch Gitarren, gespielte Drumfelle oder Bässe werden auf dem Markt angeboten. Selbstredend ist einmal mehr Gene Simmons der Vorreiter. Eine der ersten Serien seiner berühmten Axt- und Punisher Bässe wurden in den 90ern über die Spielwarenkette „Spencers“ in den USA verkauft. Binnen kürzester Zeit waren diese Instrumente vergriffen und erzielen heute Höchstpreise in Sammlerkreisen. Simmons ist seit einigen Jahren dazu übergegangen, die Äxte über sein eigenes Label zu verkaufen. Der Zwischenhandel möchte schließlich auch Geld verdienen. Die spart er sich durch den direkten Verkauf. Ab 5.000 US$ geht der Spaß für ein signiertes Instrument los. Wer einen auf der Bühne von ihm selbst gespielten Bass möchte, ist mit bis zu 10.000 US$ dabei. Auch wenn wir und hier schon eher im Bereich der Memorabilia befinden, ist es in meinen Augen auch eine Art „Premium-Merch“.

Original Gene Simmons Punisher Flyer

Die anderen Musiker der Band bieten ebenfalls diese Möglichkeit an und auch Bands wie Aerosmith, SIXX:A.M., Van Halen und einige andere monetariesieren Ihre Lizenzen auf diesem Wege an Fans die bereit sind, ein solches Sümmchen zu zahlen. Da ich selbst auch das eine oder andere Stück an der Wand hängen habe, kann ich die Begeisterung durchaus nachvollziehen. Auf diesem Wege habe ich mir im Laufe von dreißig Jahren mein eigenes, kleine Hard Rock Cafe aufgebaut. Teile davon tausche oder sammel ich immer wieder mal. Eine Auswahl dazu findest Du auf meiner Seite www.rock-your-home.de. Die meisten Stücke davon habe ich in der Tat über Dekaden persönlich gesammelt und nur sehr wenig über Auktionen gekauft.

Natürlich geht es auch eine Nummer kleiner!

Im Jahr 2001 kam ich bei einem Urlaub auf der Insel Bali an den typischen, indonesischen Handwerkermärkten vorbei und fand eine Vielzahl an kleinen und ziemlich originalgetreuen Gitarrenminiaturen vorbei. Nach einem genaueren Blick kaufte ich eine Handvoll für einen sehr günstigen Preis und bot sie noch von der Indonesischen Insel aus via Internet auf Ebay zum Verkauf an. Ein Beatles-Bass erzielte schon damals einen ausgesprochen guten Preis, auch eine Jumi Hendrix Klampfe in der Größe von ca. 21 Zentimentern inkl. eines originalgetreuen Gitarrenständers wurde für damals gut 35 Euro an den Mann gebracht. Einige Tage und Verkaufstests später war für mich klar: Da geht was. Also wurde ein Koffer für die Rückreise nach Deutschland ausrangiert und mit den kleinen Gitarren, Bässen und Schlagzeugen befüllt.

Angekommen in Deutschland ging es dann gleich an den Bau einer eigenen Webseite, Erstellung der ersten Flyer und der Vertrieb über Ebay wurde angeleiert. Nach zunächst angebotenen Klassikern in bekannten Bauformen der Instrumente wagten wir uns damals auch an besondere Einzelstücke. Erstes, eigens für uns produziertes Modell war die ziemlich bekannte Gitarre von Uli John Roth. Dumm nur, dass wir damals die Markenschutzrechte außer Acht ließen und prompt ein Schreiben seines Anwalts bei uns eintraf. Verkauf und Produktion einstellen und vernichten oder zahlen… OK. Dieses Minimodell verschwand damit schnell vom Markt und wir hatten unsere Ruhe. Bis zum Jahr 2005 entwickelte sich das Geschäft mit den kleinen, nicht spielbaren Modellen berühmter Instrumente unfassbar gut und die Umsätze kratzten an der sechsstelligen Marke pro Jahr. Musikhändler, Museen und Fanclubs kauften und vertrieben die kleinen Rockgitarren. Bis ich zu der Entscheidung kommen musste, ob ich dieses Business hauptberuflich wollte oder eben in meinem alten Job weitermachte. Leider wurde mir die Entscheidung abgenommen. Ein Streit und ein aufwändiges Gerichtsverfahren führten dazu, dass ich die Lust an dem Thema – zumindest mit der Type, mit der ich das Geschäft begonnen hatte – für einige Zeit verlor. Ich mag keinen Stress, dafür ist das Leben zu kurz. Also überließ Ich meinem „Ex“-Geschäfts“partner“ das Feld und er schaffte es dann auch relativ schnell, die Firma vor die Wand zu fahren.

Von Status Quo handsignierte Gitarrenminiaturen im original Design

Lustigerweise sah ich in diesem Jahr bei einem ACCEPT-Konzert in Hamburg, dass Wolff Hoffmann seine Signature-Gitarre inzwischen auch als Merch in der kleinen Variation anbietet. Seine Fans nehmen es dankbar für knappe 40 Euro an. Schön, dass ich den kleinen Dingern in Deutschland vor fast 16 Jahren auf den Markt helfen konnte und diese auch heute noch von einigen Bands angeboten werden.

Höchstwerte beim Abverkauf oder zumindest einen schnellen Ausverkauf kann man im Merch häufig mit limitierten Editionen erzielen. Maiden zum Beispiel bietet auf Konzerten immer noch ein kleines Extra an, welches über den normalen Online-Shop nicht zu bestellen ist. Die Tourshirts der jeweiligen Städte zeigen häufig von vorn eine Besonderheit der jeweiligen Stadt. So war bei der BOS-Tour die Brooklyn Bridge zu sehen. Bei den London Gigs zertrümmerte Bandmaskottchen Eddie das London Eye. Soweit so gut. Diese Motive sind auch jetzt noch im Shop zu bekommen. Die limitierte Besonderheit ist allerdings, dass Du nur auf den Tourneen die Shirts auch die mit jeweiligen Daten bedruckte Rückseite erstehen kannst. Im freien Verkauf über den bandeigenen Online-Store stehen auf der Rückseite nur die Städte, nicht aber die Daten oder gar ein Einzeldatum.

Auch werden gerne limitierte Artikel auf den Markt gebracht, die nach dem Ausverkauf in Foren und Auktionen Höchstpreise erzielen und nicht mehr nachproduziert werden. So gab es in den 90ern einen kleinen, aus Metall gefertigten elektrischen Stuhl der britischen Metal Band. Dieses kleine Stück bringt heute Preise von bis zu 700 US$. Auch eine Eddie-Kerze wird inzwischen für 150 bis 200 US$ gehandelt. Ein Vielfaches, des damaligen Preises. Und – ein Schelm wer Böses dabei denkt – häufig ist nicht mal klar, auf welche Auflage das jeweilige Stück limitiert ist. Allein die Bezeichnung „Limited Edition“ reicht häufig schon aus, den Absatz deutlich zu steigern.

Limitierte Sammlerbox von Iron Maiden

Eines meiner ältesten Bandshirts stammt aus dem Jahr 1988. Ein Longsleeve von der Tour des Iron Maiden-Drummers Nicko McBrain. Ich gebe es nicht her, auch wenn ich hierfür schon durchaus interessante Angebote erhalten habe. Shirts, und jetzt aufgepasst, bringen je nach Alter und Tournee durchaus Beträge in von ein- bis zweitausend US$ von interessierten Fans. Egal, ob mit oder ohne Löcher.

Inzwischen hat sich auch die Haltbarkeit der Shirs deutlich gebessert. Klar. Wenn etwas nicht gut ist, teilt sich heute die Fangemeinde im Netz schnell darüber aus und bei der nächsten Tour fallen die Absätze eben. Kann passieren. Eine solche Diskussion findet aktuell in der Fanbase einer sehr großen Metalband statt. 60 britische Pfund für ein Hoodie und nach dem ersten Waschen löst sich der Druck auf. Das kann und darf einfach nicht sein. Ganz im Sinne der Win/Win-Situation. Nur wenn beide Seiten von dem Geschäft profitieren, bleibt die Kasse auch zukünftig gut gefüllt. Oder wie bei mir der Kleiderschrank.

Meiner Meinung bestimmt einfach die Qualität und der Preis den Markt. Wenn ich eine gute Qualität bekomme und diese für einen akzeptablen Preis kaufen kann, komme ich als Käufer vermutlich zurück. Warum auch nicht?

Augen auf beim Schwarzmarktkauf!

Und mal ehrlich: Wer es sich leisten kann und wen es glücklich macht, der soll sich doch einfach kaufen, was er möchte. Egal, ob es nun ein Sarg oder ein rosa Death Metal-Shirt ist. Denn am Ende zählt doch nur eines: Glück und Zufriedenheit.

Punkt!

Danke für´s Lesen.

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