Cover Corner – die Rockcast-Rubrik

Tippi & Svens Cover-Corner – aus Folge 6

Tippi und Sven haben unterschiedliche Zugänge zu dieser Rubrik. Während sich Tippi dem klassischen Cover-Song verschrieben hat und sich der coolen, originellen oder zuweilen exzentrischen Neuaufnahme eines Tracks widmet, interpretiert Sven „Cover“ deutlich wörtlicher. Er stellt hier regelmäßig seine ganz spezielle Cover-Band vor. Dabei handelt es sich um Künstler, die ein Album veröffentlich haben, dessen Cover-Art (und auch mal der Name des Acts) seine besondere Aufmerksamkeit erregt. Dabei handelt sich immer um Werke, die Sven zuvor noch nie gehört hat ­– meistens jedenfalls.

Eine Auswahl der Cover bei Apple Music

Sven’s Cover-Band: Steel Panther

Mit Steel Panther hat sich nicht nur das Album-Cover einer Band mein Sichtfeld geschmuggelt, sondern das Paket aus Präsentation der Band (Stichwort: Glamrock), Texte jenseits der Geschmacksgrenze und dazu die passenden Cover-Motive.

Aber von vorne: Kurioser Weise, war ich mir absolut sicher, Steel Panther noch aus den 80ern zu kennen. Mit SO einem Auftritt MÜSSEN sie doch aus der Zeit von Poison, Twisted Sister oder Mötley Crüe stammen. Weit gefehlt! Die US-Band hat sich im ersten Lineup zum Start der 2000er formiert, also fast zwei Jahrzehnte nach der Blütezeit des Hair-Metal mit Spandexhosen, Kajal und Kopftüchern.

Einmal Glam-Rock mit allem?

Doch so ganz aus dem Nichts kommt die Leidenschaft der Combo rund um Sänger der Band Ralph Saenz nicht. Schließlich hat der mittlerweile 57-jährige die heißen Tage vom Glam-Rock direkt miterlebt, hat selbst in diversen kleinen Bands die Bühnen gerockt. Unter anderem so erfolgreich in einer Van-Halen-Coverband, dass David Lee Roth die „Atomic Punks“ genannte Combo sogar in seiner Autobiographie „Crazy from the Heart“ erwähnt.

Steel Panther Live in Wacken 2016

Aus der Zeit gefallen?

Doch auch wenn die oben genannten Glitter-Heroen von einst mittlerweile wieder die Festivals bereichern und ihren eigenen Mini-Revivals feiern, scheint ein Act wie Steel Panther etwas aus der Zeit gefallen. Oder nicht?

Der bunte Auftritt ist dabei eine Sache, was ist aber mit den doch eher sexistischen Motiven, die die Band genüsslich zur Schau trägt? Da sind zum einem die Cover ihrer Alben, die mit sehr leichtbekleideten Frauen in eindeutigen Posen nicht nur eine Alice Schwarzer in Rage bringen dürften. Als Beispiel sei hier das Motiv dem Langspielers „Balls Out“ (2011) genannt, auf dem eine Lady im Borat-Kostüm (also nahezu unbekleidet) breitbeinig posiert, während sie metallene Liebeskugeln lustvoll zwischen den Schenkeln wackeln lässt. Wenig überraschend, dass dies Motiv an einigen Stellen der Welt nicht auf Plakaten verwendet werden konnte.

Aber auch textlich dürfte Steel Panther der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz stets ein Dorn im Auge sein und das Me-too-O-Meter in ungeahnte Höhen schnellen lassen. Hier eine kleine Auswahl an Songtiteln zu diesem Thema:

  • It won’t suck itself
  • Gold Digging Whore
  • 17 Girls in a Row
  • Never too late (to get some Pussy tonight)
  • Is my Dick enough?

Natürlich machen die Anzüglichkeiten nicht bei Titeln halt, auch in den Texten dominiert die sehr männliche Perspektive auf die Welt der Partnerschaften. Okay, die Songinhalte von AC/DC sind nicht auch selten eher chauvinistisch gehalten, aber hey, wenigstens etwas mehr verschleiert.

Schwer also hier als aufgeklärter Musikfan nicht zu sagen: Too much!

Nicht unbedingt! Ich befürchte, ich muss nach einem kleinen Ausflug in die Bandhistorie mein erstes Urteil etwas revidieren. Denn seit dem Zeitpunkt der Bandgründung waren Saenz und einige Bandmitglieder einige Jahre parallel im Projekt „Metal Shop“ aktiv, einer Cover-Band, die die Welt des Glam-Rock offen klischeehaft kommentierte und parodierte. Eine Attitüde, die auch in ihren heutigen Steel-Panther-Videos immer wieder aufblitzt. Ein deutliches Zeichen, dass die Jungs wohl doch mit einem gesunden Schuss Selbstironie ausgestattet sind und vielleicht nicht ganz so harsch in die Kritik genommen werden sollten.

Abgerockt: Das Video zu „Wrong Side of the Tracks (out in Beverly Hills)“ ist komplett in billigem Comic-Stil gehalten

So lässt sich also vermuten, dass die vier Kopfbandträger auch heute noch diesen eher ironischen Blick auf ihr Genre und einfach Spaß an der Provokation haben. Musikalisch ist ihnen zudem ohnehin kaum Kritik entgegenzubringen. Akustisch sind sie die perfekte Zeitreise in die 80er mit straightem US-Rock und allem, was Bon Jovi, Ratt, Guns ‚n‘ Roses, Van Halen und all die anderen damals (!) so großartig gemacht hat.

Steel Panther-Fans in Wacken 2016

Coverband-Empfehlung: Reinhören lohnt.

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