Na!? Auch mal wieder den Vorverkauf verpasst oder einfach nicht auf den Server gekommen, um die Tickets Deiner Lieblingsband zu kaufen? Blöd und passiert immer häufiger. Aber warum eigentlich? Und wieso finden sich dann kurz nach oder häufig auch schon vor Verkaufsstart die Angebote zu unerhört hohen Preisen auf Plattformen wie beispielsweise Viagogo? Und was ist eigentlich dieses VIAGOGO, über das alle sprechen und sich (fast) jeder aufregt.
Ich fange mal ganz vorne an.
Deine Lieblingsband hat sich dazu entschlossen auf Tour zu gehen. Die neue Platte promoten, sich aus der Musikwelt verabschieden oder welcher Grund auch immer zutrifft. Du freust Dich und rechtzeitig zum Start des Vorverkaufs sitzt du vor deinem Rechner. Mehrere Browser sind geöffnet und das Smartphone ist auch eingeloggt. Irgendwo wird es wohl klappen.
60 Minuten später ist das Event ausverkauft und scheinbar alle in deiner Stadt haben Karten bekommen. Nur Du mal wieder nicht. Bei dir geht der verfluchte Kaufprozess einfach nicht los. Oder du hast eben genau zu dem Zeitpunkt andere Termine im Kalender stehen, wusstest nichts vom Vorverkaufsstart oder hast es vergessen. Aber egal was es war… Die bittere Konsequenz ist, dass alle Tickets weg sind und du ohne da stehst. Blöd und völlig inakzeptabel für dich. Du willst hin, also werden jetzt alle Register gezogen.
Da stellt sich doch die Frage, warum es bei angesagten Acts häufig so schwer ist, Eintrittskarten zu bekommen?
Das Zauberwort ist „Bots“!
Eigentlich handelt es sich um keine Roboter, sondern eher um findige Programme, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als auf Seiten von Ticketanbietern automatisiert soviel wie nur eben möglich zu kaufen. Mit Scheinadressen, gefälschten Kreditkarten, nicht existenten Namen und was dem geneigten Betrüger sonst noch so einfällt. Das führt teilweise so weit, dass laut Insidern je nach Tour bis zu 40 % der insgesamt verfügbaren Tickets nicht beim Fan, sondern beim professionellen Tickethändler auf dem Sekundärmarkt ankommen.
Ist das erlaubt?
Hier gibt es je nach Land unterschiedliche Gesetze. In den USA hat Obama im Jahr 2016 zum Schutz der Verbraucher den Einsatz dieser Programme beim Kauf gesetzlich verbieten lassen. Auf EU-Ebene wurde im April 2019 ein ähnliches Gesetz beschlossen und muss nun in den einzelnen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden.
Selbstverständlich gehen die großen Tickethändler mit immer mehr technischem Aufwand gegen die Programme vor. Nur ist es eben wie überall, wo es sehr viel Geld zu verdienen gibt. Ein langes und mühseliges Katz- und Mausspiel beginnt. Die offiziellen Händler rüsten mit Sicherheitsmaßnahmen auf, die Schwarzhändler antworten mit neuen Bots.
Auf diesem Weg kommen die professionellen Schwarzhändler also an die Tickets und bieten sie zum Verkauf bei VIAGOGO.
Nur wie macht das die Plattform eigentlich und wie nutzen sie deine Gier nach den Karten aus?
Irgendein Tickethändler wird die begehrten Papiere wohl noch haben.
Du wirfst also die große Suchmaschine an, gibst „Tickets für (Deinen Act und Location)“ ein und Zack! Da sind sie auch schon. In fast jeder Kategorie kannst du wählen. Stehplatz, Sitzplatz, VIP-Karten. Alles, was dein Fanherz begehrt. VIAGOGO heißt scheinbar die Lösung, um in den Besitz der wertvollen, bedruckten Papiere zu kommen. Viagogo findest du zum Thema Eintrittskarten fast immer oben in den Suchergebnissen. Und was oben steht, muss doch richtig und gut sein. Deshalb steht es ja oben.
Oder doch nicht?
Ob da noch irgendwo das kleine Wort „Anzeige“ eingeblendet ist und die Firma an erster Stelle ein Heidengeld für die top Platzierung ausgegeben hat, interessiert dich in dem Augenblick nicht. Du bist auf die Tickets fokussiert und fertig. Du klickst auf das Ergebnis und tauchst gleich in die wunderbare, bunte Welt der Konzerte ein.
Da ich das Beispiel real bis kurz vor den Kauf durchgeführt habe, zeige ich den Vorgang anhand des Volbeat Konzertes am 12. November 2019 in der Hamburger Barclaycard Arena (Kapazität max 16.000 Personen) auf.
Die erste Seite, die von der Suchmaschine verlinkt ist, sieht so oder bei anderen Veranstaltungen eben ähnlich aus.
Rot unterlegt wird suggeriert, dass gerade 434 andere Personen ebenfalls nach den Ticket schauen.
Überall Hinweise auf die „hohe Nachfrage“, du bist in der „Warteschlange“ und die „hilfreichen Tipps für einen schnellen Kaufabschluss“ fehlen auch nicht. Auf der Webseite wird zusätzlich viel mit Einblendungen und Animationen gearbeitet. Vermutlich, um eine hohe Ablenkung zu erreichen.
Nochmal kurz „prüfen“, ob es wirklich noch Tix gibt, weil sich ja gerade 10 andere Leute die Veranstaltung ansehen. Und nicht zu vergessen, dass nur noch weniger als 200 Tickets übrig sind. Also keine 2 % des Gesamtvolumens. Wenn dich das noch nicht nervös genug macht, geht es weiter.
Du wählst die Anzahl aus und die ersten Preise werden angezeigt!
Aber Moment! Eben kosteten die Karten doch im Vorverkauf der offiziellen Plattformen wie zum Beispiel Eventim noch 79,50 Euro. Warum steht dann hier auf der hoch professionellen und in allen Bereichen optimierten Webseite des Anbieters Viagogo ein ganz anderer Preis? Die günstigste Stehplatzkarte kostet hier 96 Euro (Stand 20.Juni 2019 / Testzeit ca. 22.00 Uhr bis 22.38 Uhr). Die teuerste Innenraumkarte gibt´s für 105 Euro zuzüglich Versand, Gebühren und Umsatzsteuer.
Nun kann man ja relativ schnell sagen, dass der Aufpreis von 16,50 Euro auf den Originalpreis zu verschmerzen ist. Bei zwei Tickets wären es dann 33 Euro. Schließlich geht man ja selten allein zum Konzert. Gerundet reden wir dabei allerdings von einen Aufschlag von über 20 Prozent. Bis jetzt!
Schon hier wird mit allen Tricks gearbeitet. Bei den beiden ersten Ergebnissen unter 100 Euro ist unter dem Preis jeweils ein rotes Ausrufezeichen. Dahinter die Erklärung „Nur Stehplätze“. Bei dem dritten Angebot ist der Hinweis aber nicht mehr zu finden. Obwohl es sich bei allen drei Angeboten um identische Stehplätze im Innenraum handelt, wird hier zusätzlich und unterschwellig versucht, dich zum Kauf des dritten Angebotes und damit teureren zu lenken. Außerdem ist oben links ein Hinweis zu finden, der dich darauf hinweist, dass nur noch 2 % der Tickets verfügbar sind.
Wenn Du dich also dazu durchgerungen hast, für die genannten 96 Euro je Karte zu kaufen, geht der Spaß auf der Seite erst so richtig los. Viele bunte, blinkende Banner versuchen Dich unter Druck zu setzen. Das bekannte „Nur noch 2 % aller Tickets verfügbar“ oder auch „Ein Kunde aus Deutschland hat gerade Tickets in Deiner Kategorie gekauft“ werden eingeblendet. „Dieses sind die besten Tickets in deiner Kategorie“ bis hin zu „Aufgrund der hohen Nachfrage können wir die Tickets nur sechs Minuten reservieren“ sind ebenfalls zu finden.
„Kauf jetzt schnell“ und andere Einblendungen sind nur dafür da, dich ganz fix um dein sauer verdientes Geld bringen sollen. Wen juckt da der kleine unscheinbare Hinweis auf der Seite, dass zusätzlich noch Versand, Servicegebühren und Umsatzsteuer auf den eigentlichen Kartenpreis aufgeschlagen werden. „Soviel soll das ja wohl nicht sein“ denkst Du noch und widmest dich endlich dem Zahlungsprozess. Nur das Ziel vor Augen, die Tickets trotz Ausverkauf noch zu bekommen und deine Stars zu sehen. Live und in Farbe.
Inzwischen wurden dann auch die Versandkosten eingeblendet.
Irgendwo dort, wo sie nicht unbedingt auffallen. Schließlich könnte man ja auf die Idee kommen und nachfragen, warum beim Kauf von zwei Tickets gleich zweimal 4 Euro Versandkosten anfallen. Ärgerlich. Aber was sollst Du machen? Jetzt bist du schließlich im Kaufprozess schon soweit und rein mental eigentlich auch irgendwie mit deinen gerade gefunden Tickets in der Halle. Direkt vor der Bühne.
268 Euro für zwei Tickets?
Weiter geht´s. Eingabe des Namens, der Anschrift und Auswahl des Zahlungsmittels. Paypal, Kreditkarte oder Sofortüberweisung. Du entscheidest Dich natürlich für Paypal. Die haben ja einen Käuferschutz. Ist so über Jahre bei Ebay gelernt, also funktioniert das hier sicher auch.
Nachfolgend ist der Vorgang der Gebührenein- und ausblendung zu sehen. Links siehst Du erstmalig die gesamten Kosten, die auf Dich zukommen. Da du aber im Zahlungsprozess bist und die Zahlungsmittel suchst, erscheint unten das bekannte Paypalzeichen, zu dem du dann auch gleich runter scrollst. Die Zeit wird schließlich knapp…
Während du jetzt zu Paypal scrollst, schiebt sich relativ unbemerkt links oben ein Layer mit den Konzertdaten über die Kostenaufstellung.
Und je weiter du jetzt zu dem Paypal-Auswahlfeld gehst, desto mehr werden die Kosten links oben durch den Layer überdeckt. Aus dem Auge, aus dem Sinn.
Und das bleibt auch weiterhin so.
Also noch schnell deine Daten bei den Zahlungsmöglichkeiten eingegeben und schon hast du auf den Button „Jetzt zahlen!“ geklickt.
Nur Millisekunden später wunderst Dich, dass dir Paypal eine Bestätigung über die Zahlung von 268 Euro für zwei Tickets schickt. Kann ja eigentlich nicht sein. 2 x 96 Euro zzgl. 8 Euro für die Versandkosten ergeben 200 Euro. Richtig! Wäre da nicht der kleine Zusatz „zzgl. Gebühren und Umsatzsteuer“ gewesen, den du eventuell übersehen hast. Nicht, weil du in Gedanken an das Konzert so aufgeregt warst. Eher, weil die Anzeige auf der Webseite so klein und unscheinbar war und auch gleich nach der Einblendung wieder durch einen Layer überdeckt wurde. Seitens Viagogo also rechtlich ziemlich sicher, aus Verbrauchersicht aber die nächste Sauerei. So schnell ist fast niemand und – wie oben schon geschrieben- ist die Seite von Viagogo dermaßen optimiert, dass du wenig Chancen hast, Dein Geld dort nicht in Massen loszuwerden. Wie in diesem Falle „Volbeat“ mit einem satten Aufschlag in Höhe von 68,55 Prozent im Vergleich zum offiziellen Vorverkauf.
Als Dir dann anhand deiner Abrechnung von Paypal bewusst wird, wieviel Geld du am Ende bei Viagogo gelassen hast, schreibst Du sofort eine Stornomail. Ist ja das Internet und natürlich hat man bei Warenbestellungen auf Grundlage des Fernabgabegesetzes die Möglichkeit, seine nicht gewünschten Waren innerhalb von 14 Tagen zurückzugeben. Stimmt so. Für Waren. Aber eben nicht für Eintrittskarten, die an einen bestimmten Termin gebunden sind.
Hier ist das Gesetzt ziemlich eindeutig.
Kein Widerrufsrecht gibt es nämlich nach BGB § 312g Abs. 2 Nr. 9 für Verträge im Zusammenhang mit Freizeitbetätigungen, wenn der Vertrag für die Erbringung einen genau spezifizierten Termin oder Zeitraum vorsieht. Davon betroffen sind zum Beispiel Tickets für Konzerte, Festivals oder Sportevents an einem festen Termin oder solche, die in einem genau definierten Zeitraum stattfinden. Ob ein klassisches Konzert. ein Fußballspiel oder Wacken. Da hilft Dir das Fernabgabegesetz schlicht und einfach nicht weiter.
Aber bei Betrug kann ich ja Paypal einschalten!
Ja. Genau das kannst Du! Aber wo genau wurdest Du bei Viagogo betrogen? Und bist Du das wirklich oder kann es Dir so ausgelegt werden, dass Du einfach nur übersehen hast, was Du zahlen musstest? Hat Dich jemand gezwungen, dort zu kaufen? Eher nicht. Daher geht Paypal in vielen (bis den meisten) Fällen dazu über, die Beträge eben nicht zu erstatten. Auf welcher Grundlage auch? Also bleibt Dir erstmal nur die Möglichkeit auf die Zustellung der Karten zu warten.
Bei einem Versand eines elektronischen Tix per Mail und als PDF zum Ausdrucken hast Du es möglicherweise in wenigen Minuten. Bei der postalischen Variante kann es aber ein paar Tage, Wochen oder gar Monate dauern. Häufig sind die Ticketangebote reine Leerverkäufe. Das bedeutet, dass der Anbieter die Karten an dich verkauft und erst dann versucht, selbst welche zu bekommen, die er dir schicken kann.
Können die doch nicht machen!?
Doch! Können und machen sie auch genau so! Auf der Webseite von Viagogo findest Du folgenden Hinweis: „Sie können mit dem Erhalt Ihrer Tickets oder E-Tickets in der Woche vor der Veranstaltung rechnen, da Veranstalter Tickets oft erst kurz vor Veranstaltungsbeginn, manchmal erst in der Woche zuvor, zur Verfügung stellen.“
Bullshit!
Veranstalter schicken die Tickets fast nie direkt zu, sondern überlassen den Job den offiziellen Ticketagenturen und Vorverkaufsstellen. Und die senden eben (fast) immer direkt nach dem Kauf bzw. der Zahlung zu. Bei Viagogo verkaufen diese Dienstleister ihre Tickets auch nicht. Das sind nahezu ausnahmslos private oder eben professionelle Verkäufer, die mit dem offiziellen Vorverkauf einfach mal überhaupt nichts zu tun haben.
Das geht inzwischen sogar soweit, dass Du Tickets für ein Konzert, eine Sportveranstaltung oder wofür auch immer häufig erst direkt vor dem Veranstaltungsgelände am Tag des Events bekommst. Durch Übergabe in einem Hotel zum Beispiel. Oder Du musst eben eine Handynummer anrufen und dich dort mit dem Verkäufer zwecks Übergabe treffen. Ob er auch wirklich kommt, ist dann die nächste spannende Frage an diesem Tag.
Du hast Dein Ticket! Jetzt kann es losgehen.
Wenn du es bis hierher geschafft hast, dein Ticket in den Händen hälst und eine Menge Geld an Viagogo geschickt hast, können mehrere Dinge passieren.
Einerseits kann es sein, dass du wirklich das Ticket bekommen hast, was du haben wolltest. Als Beispiel die beste Kategorie in der Halle und genau den Sitzplatz, den du dir so gewünscht hast. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Im Gegenteil. Immer wieder lese ich in den Anti-Viagogo Gruppen im Web, dass plötzlich die billigste Kategorie an Tickets verschickt wurden. Statt in der ersten Reihe vor der Bühne stehst Du plötzlich auf den hinteren Plätzen unter der Hallendecke und siehst kaum etwas. Und selbst wenn.
Das hast Du nicht gewollt und schon mal gar nicht bezahlt!
Dachtest Du! Denn Viagogo hat sich die Option freigehalten, dir auch Ersatztickets schicken zu dürfen. Wenn also die von dir gewählte Kategorie nicht verfügbar ist, greift dieses Modell. Viagogo behält sich das Recht vor, „vergleichbar bepreiste Ersatztickets“ zu schicken. Aufgepasst! Es ist nicht von der vergleichbaren Kategorie, sondern von „vergleichbar bepreisten“ Tickets die Rede. Sollten also zwei Tickets unterschiedlicher Kategorien (Beispiel: Stehplatz Ursprungspreis 50 Euro und Sitzplatz 100 Euro) zum gleichen Preis bei Viagogo (Beispiel Verkaufspreis Sitz- und Stehplatz je 150 Euro) angeboten werden, können sie dir auch Karten für den möglicherweise schlechteren Platz schicken. In den AGB von Viagogo steht wortwörtlich: „Vergleichbar bepreiste Ersatztickets bestimmt viagogo ausschließlich nach eigenem Ermessen.“
Einen Vorteil hat es. Du bist auf dem Veranstaltungsgelände!
Das ist ebenfalls nicht zwingend der Standard bei Viagogo. Inzwischen gibt es hunderte, wenn nicht tausende von Fällen, bei denen die Käufer mit bei Viagogo gekauften Tickets an der Zugangskontrolle bleiben und nicht auf das Gelände kommen. Hierzu gibt es reichlich Berichte von Konzerten mit Ed Sheeran, Rammstein und sonstige, andere Veranstaltungen. Das kann mehrere Gründe haben.
Es gibt die Veranstaltung nicht!
Es gibt einen relativ bekannten Fall, bei dem über VIAGOGO Tickets für die Elbphilharmonie in Hamburg verkauft wurden, in der Carolin Kebekus am 8. Oktober 2017 auftreten sollte. Die Karten wurden bei Viagogo für bis zu 352 Euro verkauft. Dummerweise war sie an dem Tag in Koblenz und ein Auftritt in der Hamburger Vorzeigehalle war nie geplant.
Du hast gefälschte Tickets bekommen.
Das können zum Beispiel mehrfach ausgedruckte PDF-Tickets sein. Hier gilt dann leider, dass der erste an der Halle mit den ausgedruckten Tickets durch die Kontrolle kommt. Und damit alle Nachfolgenden mit einem identischen Ausdruck eben nicht mehr. Der aufgedruckte Code ist einmalig und mit Betreten des Venue ist er entwertet und kein zweiter oder dritter Besucher kommt mehr mit dem gleichen Ticketcode auf das Gelände. Dieses ist auch der Hauptgrund, warum du niemals (!) ein Foto von deinen Tickets in den Social Media-Plattformen zeigen solltest. Die Dinger sind einfach zu schnell kopiert.
Das es sich dabei um Urkundenfälschung handelt, Interessiert den Dealer in der Regel nur wenig. Überleg dir einfach mal, was er für einen Wareneinsatz durch den Druck hat und wie der Ertrag ist. Bei 100 Tickets á 80 Euro sind das mal entspannte 8.000 Euro Umsatz für einen Abend. Abzüglich der Druckkosten ergibt sich schnell ein Gewinn, der schon den einen oder anderen Urlaub ermöglicht. Oder einen Neuwagen, wenn der Händler das über eine komplette Tour durchzieht und die Fälschungen so relativ einfach an den Mann bringt. Kann dir im übrigen auch bei Ebay, Ebay Kleinanzeigen, StubHub und anderen Börsen passieren.
Es gibt nur personalisierte Tickets.
Sollten bei der Veranstaltung deiner Wahl personalisierte Tickets eingesetzt werden, hast du das nächste Problem. Du stehst an der Location, möchtest rein und der Ticketkontrolleur fragt nach Deinem Ausweis. In dem steht logischerweise DEIN Name, auf dem Ticket allerdings der des Erstkäufers.
Blöd für Dich. Mit einem personalisierten Ticket, welches auf einen anderen Namen ausgestellt ist, kommst du nämlich nicht rein. Das ist in der Regel schon allein durch die AGB der Veranstalter in Kombination mit der Personalisierung ausgeschlossen. Auch hier greifen wieder die Beispiele von Rammstein, Mumford & Sons, Helene Fischer oder Ed Sheeran. Dabei ist es egal, ob es eine „harte“ (dein Name wird vom Veranstalter oder Ticketinguntenehmen auf das Ticket gedruckt) oder eben „weiche“ Personalisierung (leere Zeile, in die du deinen Namen selbst eintragen musst) handelt. Häufig wird argumentiert, dass es doch keine Personalisierung ist, wenn ich den Namen selbst zuhause mit Kuli eintragen kann. Doch! Rein rechtlich – und nur darum geht es – ist es eine Personalisierung, die dann den Weiterverkauf ausschließt.
Und genau hier ist jetzt die Möglichkeit, vom Kauf zurückzutreten.
Dein erster Weg sollte jetzt sein, dir vom Veranstalter am Venue schriftlich (!) bestätigen zu lassen, dass das Ticket ungültig ist. Dafür gibt es in den meisten Fällen sogenannte „Trouble Counter“. Mit dieser Bestätigung kannst du dann versuchen, bei Viagogo UND Paypal eine Rückerstattung der Kosten beantragen. Viagogo wird dich jetzt wieder Wochen oder Monate mit automatisierten Mails hinhalten und mürbe machen wollen. Paypal allerdings wird genau in diesem Falle sehr wahrscheinlich den Käuferschutz aktivieren und dir das Geld zurück überweisen. Bei der einen oder anderen Kreditkartengesellschaft klappt das inzwischen auch immer häufiger. Hier ist besonders bei VISA die Chance relativ groß, dein Geld zurückzubekommen. Auch wenn dich das noch lange nicht zur Veranstaltung gebracht und neben jeder Menge Ärger auch noch Kosten verursacht hat.
Du solltest dir also beim nächsten mal sehr genau überlegen, wo du auf dem Zweitmarkt kaufst.
Hierzu kann ich Dir nur meine ganz persönliche Meinung sagen, die nicht Deine sein muss:
- Tickets nur im offiziellen Vorverkauf bei offiziellen Händlern wie zum Beispiel Eventim oder der örtlichen Theaterkasse kaufen. Auch auf den Künstlerseiten selbst bekommst du häufig Tickets oder wirst zum offiziellen VVK weitergeleitet.
- Börsen wie Viagogo, Ebay, Ticketbande oder StubHub bestenfalls meiden!
- Bei Kauf über Kleinanzeigen oder andere Portale hole die Karten immer persönlich ab und zahle vor Ort. Lass dir im Zweifel den Ausweis des Verkäufers zeigen.
- Wenn Du online auf dem Zweitmarkt kaufst, geh zu FanSALE. Dieses ist die faire und sichere Plattform von eventim, bei der Du garantiert echte Tickets bekommst und die Gebühren vorab und deutlich angezeigt werden. Dann kannst Du selbst entscheiden, ob es dir den Betrag wert ist.
Solltest du doch einmal ein Opfer des Schwarzmarktes geworden sein, weil Du bei einer Veranstaltung nicht auf das Gelände gekommen bist, lass dich anwaltlich beraten, halte mögliche Fristen ein und erkundige dich eventuell auch in einschlägigen Facebook-Gruppen wie Anti Viagogo oder Victims of Viagogo.
Und als letzten Hinweis noch: Alle hier vorgestellten Szenarien KÖNNEN passieren, müssen aber nicht unbedingt. Die Chance, auf diese Art dein Geld zu verlieren und die Veranstaltung nicht besuchen zu können, wird von mir allerdings als sehr hoch eingestuft. Viagogo argumentiert bei Problemen fast immer damit, dass sie nur die Plattform für einen Verkauf zwischen Anbieter und Interessent zur Verfügung stellen und jeder seine Preise selbst bestimmen kann. Ob VIAGOGO Tickets auf eigene Rechnung anbietet und verkauft wird nur vermutet, kann aber Stand heute meines Wissens nicht nachgewiesen werden. Bisher mussten und wurden die Daten des Verkäufers nicht an den Käufer weitergegeben. Allerdings ist diese Problem in der letzten Woche durch ein Urteil des Landgerichts München I (AZ: 33 O 6588/17) zumindest rechtlich gelöst. Viagogo muss zukünftig vor Vertragsabschluss die Daten des gewerblichen Verkäufers anzeigen. Die Daten von privaten Verkäufern müssen sie dir nach dem Kauf offenlegen.
Wie und wann das Urteil umgesetzt wird, ist aktuell noch nicht klar. Viagogo will dagegen in der nächsten Woche Einspruch einlegen und ggf. in Revision gehen. Was dabei am Ende rauskommt, kann dir vorab niemand sagen.
Nun ist am Geld verdienen ja erstmal nichts verwerfliches. Klar ist es für dich extrem ärgerlich, wenn die Tickets plötzlich ein Vielfaches kosten. Aber so ist es in der Marktwirtschaft. Hohe Nachfrage und geringes Angebot = Hoher Preis. Das Ist nicht nur bei Veranstaltungen so, das gibt es in fast allen Bereichen.
Als Fan ärgere ich mich natürlich auch häufig darüber. Rein wirtschaftlich ist es aber eine absolut gängige Praxis. Wenn du als privater Verkäufer zum Beispiel nicht zu dem Konzert kannst und die Tix kurzfristig verkaufen musst, wirst du dich sicherlich auch nicht dagegen wehren, wen Dir jemand freiwillig und gerne den x-fachen Preis dafür bezahlt. Sofern es denn auf faire Art und Weise läuft und nicht Bots oder andere technische Spielereien eingesetzt werden, ist bei einem einmaligen, privaten Verkauf nicht unbedingt etwas dagegen zu sagen. Sobald Tickets aber bewusst nur zum Weiterverkauf eingekauft werden, halte ich es für höchst verwerflich. Zumal es dann auch schon ein gewerblicher Verkauf mit Absicht der Gewinnerzielung ist. In dem Augenblick ist es auch steuerlich relevant! Und wenn Fans anderen Fans die Karten nur aufgrund von Gewinnmaximierung verkaufen, finde ich es schlicht zum Kotzen.
Ich hoffe, ich kann mit dem doch sehr lang gewordenen Text ein wenig helfen, sicherer auf dem Konzertkartenmarkt unterwegs zu sein. Der Beitrag soll einfach nur helfen, beim nächsten Kauf nicht auf die Nase zu fallen, sondern mit Spaß zum Konzert deiner Wahl zu gehen.
17-7-2019 – UPDATE:
Google hat heute auf Druck von Branche, Künstlern und Fans Viagogo als Werbetreibenden verbannt. Damit ist es Viagogo zumindest aktuell nicht mehr möglich, in den Rankings durch bezahlte Anzeigen ganz oben in den Suchergebnissen zu stehen. Das hat allerdings nichts mit den Machenschaften zu tun, die auch weiterhin so laufen. Der Bericht dazu ist über diesen LINK zu finden.
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