Part 2: Mando Diao – Boblikov´s World

Mando Diao – „Boblikov’s Magical World“ (7/10)

Die schwedische Alternative-Rock-Band MANDO DIAO feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen und was könnte es da Besseres geben, als ein neues Album zu veröffentlichen? Genau das haben sie getan, und das neue Album trägt den Namen „Boblikov’s Magical World„. Der direkte Vorgänger „I Solnedgången“(2020) ist inmitten der Pandemie entstanden und bestand komplett aus muttersprachlichen Songs. Ich muss gestehen, dass es mir deshalb etwas durchgerutscht ist, obwohl ich seit „Good Times“ (2017) Anhänger der Skandinavier bin. Nein, nicht seit dem 2009er Hit „Dance With Somebody“.

Der neue Tonträger liefert das, was ich so an der Band liebe: Die perfekte Mischung aus Feelgood-Rock, mit Folk- & Blues-Elementen, die alle in einen fast einzigartigen Stil münden, der von vielseitigen, aber extrem markanten der Stimme von Björn Dixgård lebt. Diesmal allerdings mit weniger Pop, eher sperrig alternativ, immer aber mit mehr Gravitas als der Durchschnitt im Musikbusiness.

Einigen mag in der neuen Auswahl ein sofortiger Disco-Indie-Killer der Sorte „Dance with Somebody“ fehlen, aber nichtsdestotrotz ist das neue Album durchweg so brillant, dass man es nach dem ersten Durchlauf auf Wiederholung stellen möchte. Überraschenderweise, zumindest für eine Indie-Rock-Pop-Band, dreht sich das neue Album um ein übergreifendes Thema – den mysteriösen Mr. Boblikov, der eine Art Inkarnation des archetypischen bösen Schelms in uns allen ist, der es irgendwie schafft, alles zu vermasseln.

Der Opener „Wake Up“ bringt die Dinge mit einer fast ELBOW-artigen Aura ins Rollen. Die Bassline treibt den Song mit einem herrlich groovigen Backbeat an, auf dem die Gitarren ein funkelndes Netz von Texturen weben, die ein etwas luftiges und gleichzeitig erdiges Gefühl erzeugen. Ja, das ist definitiv einer der besten Tracks des Albums, und es ist gut, dass sie ihn an die erste Stelle setzen. Dixgårds rauchiger Sound erinnert zuweilen an den jungen Peter Gabriel, an anderen Stellen an Sammy Hagar oder Joe Cocker, wenn er den Bluesrock zelebriert. Wie gesagt, das trägt viel zum allgemeinen Reiz der Musik bei. Das Arrangement ist meist minimal, so dass es fast schon kriminell ist, dass die Schweden es schaffen, mit so wenig eine so große Wirkung zu erzielen.

Mit „Frustration“ und „Get It On“ sind zwei treibene zwei Tracks auf der Scheibe (nicht zum ersten Mal bei den Mandos) den Sound der Post-Punk-Ära von Anfang der 2000er zitieren. Vielleicht gehört auch „Primal Call“ in diese Reihe. Kann man mögen muss man aber nicht. Ich liebe es.

Einer meine Favoriten und der mit Abstand abgefahrenste Song des Albums ist „Rabadam Ching„. Jemand eine Idee, was damit gemeint sein könnte? Ich nicht! Egal! Vielschichtigen Vocals lassen „Rabadam Ching“ voranschreiten ohne, dass sich der Sinn erschließt. Aber irgendwie passt der Song zum Gesamtkonzept läutet den Abschluss der Story fast mystisch ein. Unbedingt mehrmals hören!

Das Album schließt diesen seltsamen Trip mit „Loner“ ab. Wieder treibt der Beat und wird begleitet von einem Soundmix im Hintergrund, der alles, nur nicht gewöhnlich ist. Der Gesang ist absolut on Point und Dixgård weiß, dass hier ein versöhnliches Ende transportiert werden muss. Refrain, Line und Beat bilden eine Einheit, die uns aus der „Magischen Welt“ heraustragen sollen.

Im Großen und Ganzen ist das neue MANDO DIAO-Album also kein Easy-Listening im Sinne des Begriffs. Die besten Momente sind verdammt gut, auch wenn dem Album der ganz große Single-Wurf fehlt. Andererseits haben Alben wie dieses die Angewohnheit, mit der Zeit zu wachsen, also werden wir sehen… Man glaubt es kaum, aber nach 28 Minuten ist der Trip durch Boblikov’s Magical World vorbei. Repeat!

Anspieltipps: Loner, More More More, Rabadam Ching

Danke für´s lesen. 

Hier gibts die letzten 10 Podcastfolgen.

 

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