Warum Du wirklich niemals Dein Ticket posten solltest!

Die Touren gehen wieder los und Festivals sind geplant. Genesis waren da, die Simple Minds, Tool und noch viele andere haben die ersten Gigs der Post-Covid-Zeit in Deutschland gespielt. Nach unzähligen, pandemiebedingten Verschiebungen sind die Hallen wieder geöffnet, die Stadien ausverkauft und die Festivals stellen langsam die Dixies auf.

Durch die häufigen Verschiebungen sind in den letzten Monaten vermutlich hundertausende von Tickets über den Zweitmarkt verkauft worden. Bei Ebay, Kleinanzeigen, Facebook-Gruppen, Insta und wo auch immer tauchen täglich zigfach Karten auf, die der ursprünglichen Käufer aus beispielsweise terminlichen Gründen nicht mehr nutzen kann. In dieser Minute, in der ich den Text schreibe, sind allein bei Ebay Kleinanzeigen fast 90.000 Tickets im Angebot.

Dazu kommen weitere Millionen von Tickets, die viele Menschen aus Stolz und Freude im Web posten. Häufig in Fangruppen mit mehreren tausend Mitgliedern. Du kennst das. Irgendjemand in Deinem Bekanntenkreis hat das Ticket für die ausverkaufte Tour eines Künstlers ergattert und postet stolz ein Foto der Karte. Kurze Zeit später ist das Bild und der Hinweis vergessen, dass nichts vergänglicher ist, als der letzte Post. Dachtest Du zumindest.

Doch das Internet vergisst (fast) nie!

Zwischenzeitlich ist nämlich einer der bösen Mädels und Buben darauf gekommen, dass es doch ganz cool wäre, aus deiner Freude Unwissenheit Profit zu schlagen. Ein Ticket ist ein Inhaberpapier, was bedeutet, dass der Inhaber dieses Tickets in der Regel auch auf die Veranstaltung kommt. Auch wenn er es Dir gestohlen hat, was im Zweifel am Venue nur schwer zu kontrollieren ist. Und dieser Diebstahl geht eigentlich ziemlich einfach.

Ein Ticket besteht aus mehreren Bereichen. So findest Du den Namen der Veranstaltung, wenn es ein Fanticket ist, auch aufgedruckte Fotos der Events, des Künstlers oder des neusten Albums. Die Daten zu Zeit und Ort sind ebenso vorhanden, wie individuelle Nummern und Codes, anhand derer zum Beispiel der Originalkäufer jederzeit zu identifizieren ist. Kurz abgeschweift: Ein Straftäter hat vor vielen Jahren ein Ticket am Tatort verloren und konnte neben anderen Beweisen anhand einer der aufgedruckten Nummern in Verbindung mit seiner Kreditkartenzahlung verurteilt werden. Aber zurück zur Story.

Neben einer Vielzahl unterschiedlicher Merkmale sind sehr häufig Strich- oder QR-Codes auf das Ticket gedruckt. Diese Codes dienen dem schnelleren Eintritt in das Venue. Der Verlauf ist meist sehr ähnlich. Das Ticket wird kurz an der Sicherheitskontrolle vorgezeigt (die Security prüft in der Regel Tickets nicht genau, da es einfach nicht ihre Aufgabe ist), den Stichcode kannst Du häufig selbst unter den Scanner halten, das Drehtor geht auf und schon bist Du in der Location. Ganz ohne oder mit nur sehr wenig Personalkontakt. Los geht die Party! Doch „Stopp!“

Jetzt spulen wir nochmal an den Anfang:

Du hast irgendwann Dein Ticket irgendwo gepostet und im schlechtesten Fall mehrere tausend Menschen mit Deinem Foto erreicht. Dieses hier abgebildete Angebot wurde zum Beispiel in einer Gruppe mit mehr als 25.000 Mitgliedern gepostet. Die roten Markierungen sind im originalen Beitrag nicht vorhanden und wurden von mir unkenntlich gemacht. Alle Daten waren bzw. sind im Original weiterhin lesbar.

Der Strichcode ist wunderbar auf dem Foto zu sehen und ich speichere das Bild auf meinem Rechner oder Mobilgerät. Ein paar Klicks mit Photoshop und schon kann ich mir meine eigene Eintrittskarte ausdrucken. Zwar nicht auf dem originalen Ticketpapier mit weiteren SIcherheitsmerkmalen. Aber wer sollte das kontrollieren? Am Drehkreuz steht ja niemand, der genau diese, teils haptischen Merkmale prüfen könnte. Also muss ich jetzt nur noch sehr früh am Veranstaltungsort sein, das Ticket scannen und reingehen. Zack, ist mein Fake und gleichzeitig auch dein originales Ticket elektronisch entwertet. Der Strichcode ist schließlich nur einmal gültig und da ich vor dir am Scanner war, kannst du dir die Veranstaltung eben von außen anschauen. Dein Ticket ist ja jetzt ungültig. Bei Stehplätzen ist das mit viel Dreistigkeit machbar. Wenn es sich allerdings um nummerierte Plätze handelt, ist die Chance relativ hoch, dass die Polizei mich von meinem ergaunerten Platz holt.

Und wenn ich nicht zur Veranstaltung gehe? Ertragreicher ist es doch, die reproduzierten Tickets zu verkaufen. Und handelt es sich um ein sog. Print@home-Ticket, was sich der Käufer nach der Onlinebezahlung als PDF auf sein Endgerät lädt und auf einem Din A4-Blatt ausdrucken kann, ist fast nicht mehr nachzuvollziehen, wieviele von den Ausdrucken im Umlauf sind. Ist nur eine Pdf-Datei zum Ausdruck im Umlauf, oder hat irgendjemand das Ticket zigmal auf unterschiedlichen Verkaufsplattformen zu Geld gemacht? All das wird sich vermutlich erst am Tag des Events herausstellen. Ein reines Glücksspiel, ob Du dann noch reinkommst, oder eben nicht.

Und auch über offizielle Tauschbörsen sind Verkäufe möglich. Ein Beispiel gefällig?

Für diesen Test habe ich mir ein beliebiges Ticketfoto bei Ebay gesucht. Gleich im ersten Angebot war das geeignete Bild, hochauflösend und ohne Abdeckung der Sicherheitsmerkmale. Anschließend habe ich mich auf einer Ticketbörse eingeloggt und den Barcode des mir fremden Tickets eingegeben.

Im nächsten Schritt muss nur noch die Laufzeit und der gewünschte Preis eingetragen werden. Beachtenswert ist, dass hier ganz legal ein Aufpreis von bis zu 200 % möglich wäre. Das 32 Euro Ticket kann also problemlos für mehr als 100 Euro verkauft werden, sofern sich denn ein Käufer findet.

Den letzten Schritt, also das Ticket wirklich in den Verkauf zu geben, habe ich dann selbstverständlich nicht gemacht. In dem Fall hätte ich mich vermutlich wirklich eines zumindest versuchten Diebstahls schuldig gemacht.

Nun ist es bei der von mir genutzten Zweitmarktbörse noch so, dass die originalen Tickets per Kurierdienst abgeholt werden müssen und erst dann eine Gutschrift erfolgt, wenn der neue Käufer den Erhalt bestätigt und nicht spätestens 48 Stunden später reklamiert. Warum sollte er das aber tun? Augenscheinlich hat er ja das originale Ticket bekommen. Ausgedruckt auf einem weißen DinA4-Zettel, via Kurier und auf Vermittlung der Ticketbörse offiziell zugeschickt. Und auch ein Print@Home-Ticket habe ich versucht auszulesen und auf einer freien Ticketbörse anzubieten. Zuerst habe ich mir ein relativ unscharfes Bild gesucht. Nach Scan des Ticket QR-Codes bekam ich die Ticketnummer direkt auf dem Handy angezeigt (siehe Foto).

Praktisch! So muss ich, wenn ich dem Besitzer sein Ticket unrechtmäßig abnehmen würde, einfach nur die Zahlen kopieren und auf einer Ticketplattform eingeben. Der Preis wird festgelegt und schon habe ich das nächste Ticket im Verkauf.

Wenn Du jetzt allerdings denkst: Prima! Dann baue ich mir doch jetzt ein neues Business auf und verdiene mein Geld nur noch auf Basis von Betrug und Abzocke: Vergiss es! So einfach ist es dann auch nicht. Es gibt immer noch einige Hürden, die aber mit ausreichend krimineller Energie vermutlich relativ einfach zu umschiffen sind. Dazu zählen u. a. die Anschrift, an der Dein Ticket an den Kurierdienst übergeben wird. Weiterhin benötigst Du eine deutsche Bankverbindung, auf die das Geld dann überwiesen wird und schlussendlich gibt es noch das eine oder andere Sicherheitsmerkmal, über das ich hier noch nicht gesprochen habe und auch nicht sprechen werde.

Zusammengefasst ist also ein Ticketraub einfacher, als man denkt, aber ganz klar eine Straftat, zu der ich hier in keiner Weise aufrufe, sondern lediglich vor dem Problem des Postens von Ticketfotos warne.

Und wenn Du trotz eines möglichen Betruges und nach Anzeige bei der Polizei dann doch irgendwann dein Ticket oder das Geld zurückbekommst, ist die Tour sicherlich schon weitergezogen und du hattest nichts als Ärger.

Vielleicht verstehst Du jetzt, warum Du niemals ein Ticket mit Nummern und Strichcodes irgendwo öffentlich posten solltest. Du kannst es schneller lossein, als Du das Geld dafür verdient hast.

Wenn dich das Thema Tickets interessiert, dann beachte bitte auch meine anderen Beiträge. Wenn Du Eintrittskarten über eine Zweitmarktbörse kaufen möchtest, solltest Du möglichst nicht bei Viagogo kaufen, wie Du hier lesen kannst.  Über die Umpersonalisierung von Tickets am Beispiel von Rammstein findest du ebenfalls hier im Blog den entsprechenden Beitrag.

Ich freue mich über jedes Feedback und ein Like auf meiner Facebook-Seite!

Danke für´s Lesen.

Punkt!

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