„Doctor Doctor!“ – mit diesen legendären Klängen von UFO beginnt für mich ein weiteres Kapitel einer lebenslangen Leidenschaft: Mein 38. Iron Maiden-Konzert, seit ich die Band 1984 bei der „Powerslave“-Tour in Essen zum ersten Mal live gesehen habe. Und wieder einmal wurde klar:
Iron Maiden sind nicht einfach nur eine Band – sie sind ein Lebensgefühl
Die Run for your Lives-Worldtour 2025-2026 war nicht nur eine klassische Maiden-Show mit Tracks der Alben „Iron Maiden“ bis „Fear of the Dark“. Sie ist gleichzeitig auch die 50 Years Anniversary-Tour. 50 Jahre gibt die Band nun schon. Aber hey! Die Scorpions feierten gerade erst ihren 60sten Geburtstag mit Judas Priest und Alice Cooper als Gäste. Und was sollen die Stones erst sagen, die die 60 schon hinter sich gelassen haben. Da war mein Dream Theater Konzert zum 40sten Geburtstag am Montag in Hamburg ja eher eine Teeny-Veranstaltung.
Aber zurück zu Maiden. Bremen 2025 war ein Abend, der genau das verkörperte – musikalisch, visuell und atmosphärisch. Auch wenn die Bremer Bürgerweide nicht wirklich ein Open Air-Gelände mit Flair ist. Im Gegenteil: Es ist schlicht ein Parkplatz vor den Messehallen. Mal schlägt hier ein Zirkus sein Zelt auf, mal findet eine Oldtimermesse statt. Im Sommer sind es eben Open Air-Konzerte und die Künstlerauswahl in der Regel auch nicht so schlecht. Hier spielten schon die Toten Hosen ebenso, wie Powerwolf oder jetzt eben Maiden, erneut nach der Legacy of the Beast-Tour 2022.
Wetter, Kulisse, Stimmung: Norddeutscher Sommer, wie er sein soll
Die Wettervorhersagen hatten alles Mögliche versprochen – von Hitze bis Dauerregen. Tatsächlich war es angenehm mild mit rund 20 Grad, ein paar Tropfen fielen etwa 20 Minuten vor dem Konzertbeginn, aber pünktlich um 20:50 Uhr zu „Doctor Doctor“ war es wieder trocken. Der Himmel riss auf, und eine leichte Brise begleitete uns durch den Abend. (Nenn mich Poet).
Mehr als 35.000 Fans versammelten sich auf der Bürgerweide – eine bunt gemischte Menge aus Jung und Alt, wie so oft bei Maiden. Die Stimmung: erwartungsvoll, euphorisch, familiär.
Support Avatar: Überraschend starke Eröffnung
Als Avatar aus Göteborg die Bühne betraten, wusste ich nicht genau, was mich erwartet. Sänger Johannes Eckerström wirkte wie ein Zirkusdirektor auf Speed, die Band war energiegeladen und scheinbar gaben sie alles. Klar, als Vorband von Maiden verausgabst du dich bis zum Umfallen. Songs wie Hail the Apocalypse oder The Eagle Has Landed sorgten für Bewegung im Publikum.
Für einen Support-Act auf einer so großen Bühne lieferten Avatar eine gute Show, allerdings waren wir alle für Maiden hier und zumindest in meinen Ohren war der Act schnell vergessen, ohne dass ich das wertend meine. Wenn du ein Schnitzel essen willst, achtest du auch weniger auf den Salat.
Simon Dawson am Schlagzeug – ein gelungener Übergang
Zum ersten Mal seit Oktober 1984 erlebte ich Iron Maiden ohne Nicko McBrain am Schlagzeug – ein ungewohnter Gedanke, denn er prägte den Live-Sound der Band seit 1982. Doch Simon Dawson, ich kannte ihn durch Steve Harris Side-Band *British Lion“, trat mit so viel Respekt, Kraft und Präzision auf, dass ich schnell vergaß, dass da ein „Neuer“ sitzt. Unbestritten spielt da nicht der Swing und Groove von Nicko mit. Rein technisch gibt es aber absolut nichts am Spiel von Simon auszusetzen. Ganz im Gegenteil: Da saß jeder Schlag.
Sein Stil erinnerte mich stellenweise sogar an Clive Burr – etwas mehr Swing, etwas weniger Druck, aber genau richtig für die Songauswahl dieses Abends.
Eine neue Bühne für ein neues Zeitalter
Was mich visuell besonders beeindruckt hat, obwohl ich mit dem Übergang der klassischen Backdrops und aufblasbaren Riesen-Eddies haderte: Maiden setzen 2025 auf ein vollständig digitales LED-Bühnenkonzept – und das funktioniert auch bei Dämmerung ausgesprochen gut.
Jeder Song hatte seine eigene, animierte Welt: ein Sturm auf hoher See bei Rime of the Ancient Mariner, brennende Höllenszenarien bei The Number of the Beast, eine fliegende Spitfire bei Aces High. Eddie erschien mehrfach – als bekannte Stelzenfigur schon ziemlich am Anfang des Gigs, aber auch als spektakuläre Animation. Ich bin eigentlich Fan der traditionellen Bühnenbilder – aber diese visuelle Umsetzung war modern, episch und dabei trotzdem stilvoll. Für mich ein echtes Highlight des Abends. Die klassische Backdrop-Bühne ist Geschichte.
Die Setlist – ein Geschenk an die Fan-Seele
Die Songauswahl ließ keine Wünsche offen – es war eine Hommage an die 80er, ohne die jüngeren Fans zu verlieren. Schon das Intro lässt bei mir immer wieder Gänsehaut aufkommen:
Intro:
Doctor Doctor (UFO)
The Ides of March
1. Murders in the Rue Morgue
2. Wrathchild
3. Killers
4. Phantom of the Opera
5. The Number of the Beast
6. The Clairvoyant
7. Powerslave
8. 2 Minutes to Midnight
9. Rime of the Ancient Mariner
10. Run to the Hills
11. Seventh Son of a Seventh Son
12. The Trooper
13. Hallowed Be Thy Name
14. Iron Maiden
Zugabe:
15. Churchill’s Speech / Aces High
16. Fear of the Dark
17. Wasted Years
Outro: Always Look on the Bright Side of Life (Monty Python)
*Setlist von Setlist.fm
Besonders emotional für mich: *Rime of the Ancient Mariner* – so selten live gespielt, so atmosphärisch, so kraftvoll und bei meinem ersten Konzert 1984 in der Essener Grugahalle der Song, der Maiden in meinem Leben verankerte. Dieser Abend bleibt unvergesslich.
Drumherum: Preise, Publikum, positive Vibes
Natürlich wurde auch abseits der Bühne diskutiert – zum Beispiel über den Bierpreis: 7 Euro für 0,5 Liter, dazu 3 Euro Pfand! Alter!?! SIEBEN EURO für ein Bier? Haben die noch alle Deckel auf der Flasche? In meinen Augen Abzocke, aber bei solchen Events inzwischen leider Standard.
Die Organisation war gut: ausreichend Getränkestände, freundliches Personal, kurze Wartezeiten, Shirts für 50 Euro, Zipper für 80 und die Tourjacke schlug mit satten 180 Euro zu Buche. Der Lizenznehmer weiß, was er verlangen kann – und auch bekommt.
Und das Publikum? Laut, textsicher, respektvoll. Wie immer bei Maiden fühlte sich fast jeder als Teil einer riesigen Familie – einer, die gemeinsam altert, aber niemals alt wird.
Fazit: Noch Lange kein Abschied in Sicht!
Mein 38. Iron Maiden-Konzert – eines der besten. Nicht, weil es das spektakulärste oder lauteste war, sondern weil es im richtigen Moment genau das Richtige geliefert hat: „Meine“ Band in Topform, eine neue Bühne, die Maßstäbe setzt, eine Setlist wie ein Lebenslauf und ein Gefühl, das nur Iron Maiden bei mir erzeugen – seit inzwischen 41 Jahren.
Ich bin mit dieser Band erwachsen, ich meinte natürlich „älter“ geworden – aber nicht müde, sie immer wieder zu hören, auch wenn ich manchmal eine kleine Pause von der Musik brauche.Und wenn alles klappt, dann heißt es sicher irgendwann wieder: Up the Irons – auf zum 39. Konzert!
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Danke für´s Lesen. Punkt