Es gab mit Sicherheit nicht wenige Skeptiker, die vor rund acht Jahren die Rückkehr von Michael Kiske an seine alte Wirkungsstätte als Fehler angesehen haben. HELLOWEEN ist doch nicht Iron Maiden und Kiske nicht Dickinson. Und dann bleibt auch noch Andy Deris – zusätzlich? Wie soll das gehen? Der Rest ist Geschichte und wir wissen jetzt: HELLOWEEN ist sogar mehr als Maiden und der Zusammenschluss von Deris und Kiske besser als Pistazie und Vollmilchschokolade.
Die zunächst zaghafte Wiedervereinigung der Hamburger Power-Metaller mit Michael Kiske und Kai Hansen für die „Pumpkins Reunited“-Tour 2016 nahm schnell Fahrt auf, und die inzwischen siebenköpfige Besetzung surft seitdem auf einer anhaltenden Welle der erneuten Fan-Begeisterung. Auch die Veröffentlichung des selbstbetitelten Comeback-Albums von 2021 hätte kaum besser laufen können. Gefeiert von Kritikern und ein kommerzieller Erfolg ist es weder ein Nostalgiefest noch ein plumper Versuch, sich zu modernisieren. Stattdessen ist es einfach das beste HELLOWEEN-Album seit drei Jahrzehnten.
Die logische Konsequenz: Die Kürbisköpfe spielten sich auch auf ihrer zweiten „United“-Tour knapp zwei Jahre die Finger vor ausverkauften Häusern weltweit wund.
„HELLOWEEN – Live at Budokan“ feiert das große Finale der epischen Welttournee 2022-2023, über 30 Länder auf drei Kontinenten besuchte. Das ausverkaufte Konzert in Tokio war der krönende Abschluss der Tournee. Der Ort, an dem es aufgenommen wurde, das Budokan, ist auch ein Tempel der Metal-Musik. Es ist unmöglich zu sagen, wie viele legendäre und erstklassige Metal-Alben dort aufgenommen wurden. Die dreifachen Gitarrenattacken von Michael Weikath, Kai Hansen und Sascha Gerstner wechseln sich mit kraftvollen Duetten der Sänger Michael Kiske und Andi Deris ab, die oft von Originalsänger Kai Hansen unterstützt werden. Hansen verwöhnt die Fans außerdem mit einem nostalgischen Medley aus den Anfangstagen von Helloween, der „Brutstätte“ ihres charakteristischen Sounds, der ihren Platz als Paten des melodischen Speed Metal festigte.
Aber von vorne: Als wollten sie ihre gemeinsame Selbstsicherheit demonstrieren, beginnen HELLOWEEN die Show mit allen 12 genussvollen Minuten ihres jüngsten Mini-Meisterwerks „Skyfall“. Ein Song, der beweist, dass die ganze Wiedervereinigung in der Tat eine sehr gute Idee war. Live hat der Track fast noch etwas mehr Punch. Ab da ist „Live At Budokan“ ein Wirbelwind aus eiskalten Klassikern und durchweg großartigem neuem Material. Das genannte Gitarrentrio verflechtet sich mit virtuoser Eleganz, und Michael Kiske und Sangesbruder Andy Deris sind so perfekt aufeinander abgestimmt, dass man meinen könnte, dass dies schon immer so war.
HELLOWEEN haben so viel Spaß und bekommen so viel Liebe von den Fans zurück, dass ihre Intensität mit jeder Minute zu wachsen scheint. Von der explosiven Euphorie von „Eagle Fly Free“ und dem „Helloween“-Highlight „Mass Pollution“ bis hin zu einer epischen Rückkehr zu „How Many Tears“ (vom HELLOWEEN-Debütalbum „Walls Of Jericho“ aus dem Jahr 1985), das auch als Paradebeispiel für die großartigen Chemie zwischen Kiske und Deris dient.
Der Hauptteil des Sets ist gespickt mit vielen Fan-Favoriten, aber immer noch voller Überraschungen, wie das überladene „Forever And One (Neverland)“ und dem großartigen Medley aus Songs aus Kai Hansens Zeit als Frontmann, mit einem fetten Anteil von „Metal Invaders“, um auch den stärksten Metal-Head-Nacken zu brechen. Noch wichtiger ist, dass HELLOWEEN den Songs ihrer Klassiker-Alben ebenfalls den Respekt erweisen, den sie verdienen. „Future World“ ist wild, „Dr. Stein“ ist eine herrlich alberne Freude und „Keeper Of The Seven Keys“ wird mit Präzision und unfassbar geilem progressivem Flair gespielt. Es endet mit „I Want Out“: eine zeitlose Hymne für die Unzufriedenen, die auch 36 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung noch nachhallt. Die Menge tobt. Alle gehen glücklich nach Hause und ich schlafe mit einem Kürbislächeln ein.
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